Gina Hernez-Broome

Advancing Executive Coaching. Setting the Course for Successful Leadership Coaching. Weinheim: Wiley.

Rezension von Dr. Michael Loebbert

3 Min.

Gina Hernez-Broome kommt aus einer der innovativsten Schmieden weltweit für die Ausbildung von Führungskräften (Center for Creative Leadership, CCL) und leitet heute das Weiterbildungsprogramm für Führungskräfte an der University of the Rockies (Colorado/USA). Oberst Lisa A. Boyce arbeitet als Wissenschaftlerin und Beraterin bei den amerikanischen Streitkräften mit einem umfangreichen Portfolio an Arbeiten über Organisationspsychologie und Management. Die bewusste Spannung der personenbezogenen und der organisationalen Perspektive von Einzelcoaching durchzieht das Buch als roten Faden. Darin gliedern sie das Buch der Metapher einer Reise folgend in 3 Teile: (1) die Beteiligten Coach, Klient und Organisation, (2) der Prozess und die Praxis von Leadership Coaching, und (3) Ergebnisse und Wirkungen.
Die Autorinnen und Autoren des ersten Teils kommen aus der Praxis. Es geht um die Zutaten, Kompetenzen, Voraussetzungen für Coaches und die besonderen Themen der Klienten. Herausheben möchte ich den Artikel von Erica Desrosiers und David H. Oliver über die "Partnerschaft von Coaches und Organisationen" als Herausforderung und Voraussetzung für die Gestaltung erfolgreicher Coaching-Prozesse, sowohl für den Coach als auch für den Auftraggeber. Coaching-Prozesse, die nicht im strategischen und kulturellen Sinne zugleich die Entwicklung der Organisation unterstützen, sind weniger wirksam und nachhaltig. Im Verständnis der Autoren in Bezug auf Einzelcoachings ist und sollte die Organisation immer als dritter Partner gegenwärtig sein. Angefangen bei der Auswahl, der Beauftragung, der Führung bis hin zur Evaluation von Coaches und Coaching-Prozessen sollte auf den spezifischen "Match", die Passung" von Coach und Organisation geachtet werden.
Im zweiten Teil, der "Reise", kommen wissenschaftlich tätige Praktikerinnen und Verantwortliche für Coaching-Programme und Coaching-Weiterbildungen zu Wort. Noch einmal wird das Beziehungsgeschehen im Coaching beschrieben. Dann findet sich aber auch einer der wenigen Darstellungen in der Coaching-Literatur zum Thema "Coaching Programme" von Lorraine Stomski und Kolleginnen. Aufsätze zur Ethik im Coaching, Entwicklung der Toolbox und der wachsenden Bedeutung von E-Coaching sollen Perspektiven der Praxis erschließen. Einige der Autoren sind aus vielen anderen Veröffentlichungen bekannt und die Auswahl wirkt hier etwas willkürlich. Der Artikel zu "Tools und Techniken" lässt im Text eine Fokussierung auf die Besonderheiten von Führungskräftecoaching vermissen. Erst im Anhang profitieren die lesenden Coaches dank einer Liste von Modellen, Werkzeugen und Diagnoseinstrumenten vom Vergleich mit ihrem eigenen Werkzeugkasten. Das ist ein wirklicher Mehrwert.
Evaluation und Entwicklungsperspektiven des Führungscoachings sind Gegenstand des dritten Teils. Katherine Ely und Stephen J. Zaccaro, beide als Forscher und Wissenschaftler tätig, machen im ersten Artikel klar, dass es sich bei Fragen der Evaluation um ein organisationales Thema handelt: Wer nur auf die Veränderung, Entwicklung und Handlungserfolg von einzelnen Personen schaut, greift bei der Evaluation zu kurz. Daten müssen auf unterschiedlichen Ebenen der Organisation gesammelt und ausgewertet werden. Merrill C. Anderson stellt ihre bekannten Vorgehensweisen zum ROI (Return On Investment) von Coaching dar. Am Ende ihres Aufsatzes macht sie eine wirklich neue Wendung ihres Gedankens: Was wäre, wenn die trockenen Zahlen als Geschichte erzählt würden? Die Zahl ist ein Bestandteil einer Geschichte, die zuallererst Wert und Bedeutung gibt.
Fazit: Mit seiner Auswahl von Autoren, Themen und Artikeln setzt das Buch einen Maßstab für weiteres Nachdenken und Forschen über Executive Coaching.

Dr. Michael Loebbert

Programmleiter Coaching Studies FHNW – Fachhochschule Nordwestschweiz
www.coaching-studies.ch
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