Jutta Kreyenberg

99 Tipps zum Coachen von Mitarbeitern: Coaching als Wunderwaffe?

Rezension von Günther Mohr

3 Min.

Coaching reicht heute vom Karriere- bis zum Glücks-Coaching. Jutta Kreyenberg stellt Landkarten durch den "Coachingdschungel", wie sie es nennt, vor. Die insgesamt zehn Kapitel mit jeweils sechs bis maximal 18 Tipps stellen schon durchaus ein kleines Kompendium dar. Sie sind klar und unabhängig voneinander aufgebaut sind und erleichtern so das Nachschlagen. Zu vielen der Tipps gibt es aktuelle weiterführende Literaturhinweise.
Das Buch präsentiert Kapitel zu den Grundlagen des Coachings, zu seinen Rahmenbedingungen und der Gestaltung des Prozesses. Ein "Werkzeugenkoffer" schließt sich an. Er ist vielfältig und reicht von der SWOT-Analyse über den inneren Dialog bis hin zu Rollensimulationen und Hausaufgaben. Wie man Scheitern verhindert und Coaching-Erfolg sicherstellt, beantworten weitere Kapitel, bevor das Buch mit Beschreibungen zum Selbst-Coaching und zum Team-Coaching endet. Scheitern durch die Missionarsfalle, die Ratschlagsfalle, Perfektionismus oder zu viel Nähe - es gibt viele Möglichkeiten, vor denen sich der gute Coach schützen kann. Den Erfolg sicher zu stellen, gelingt nach Meinung der Autorin vor allem durch die Qualifikation, den Zielprozess und entsprechende Erfolgsbewertungs- und Kontrollmethoden. Im Selbst-Coaching ermutigt sie, auf die eigene Intuition zu bauen, Vertrauen in die eigene Wirksamkeit zu entwickeln sowie den eigenen Wert zu kennen. Auch praktische Tipps zu den Rahmenbedingungen wie das Einbeziehen von Alternativen des Coachings, der Suche des passenden Coachs und auch der Kostenklärung werden behandelt.
Die einzelnen Tipps sind klar und solide aufgebaut. Sprachlich gut verständlich und durchaus mit klarer Meinungssetzung versehen. Aus ihnen spricht die große Erfahrung der Autorin als Coach und als Ausbilderin von Coaches. Die Autorin ist im DBVC engagiert und auch Lehrende Transaktionsanalytikerin. Vor allem die transaktionsanalytische Konzeption mit ihrer Betonung auf klaren, offenen und transparenten Abmachungen und Verträgen zwischen Coach und Klienten und die Vielfältigkeit der praktischen Vorgehensweisen spürt man bei der Lektüre des Buches. Das Buch zeigt auf solide Weise Informationen über Coaching auf und gibt gute Orientierung in der Vielfalt der Coaching-Methoden. Die Autorin hat dabei eine integrative Sichtweise, in der der systemische Ansatz, die Transaktionsanalyse und die breite Coaching-Literatur gut verarbeitet sind. Die Angabe neuester, weiterführender Literatur ermöglicht dem interessierten Leser ein Vertiefen der Inhalte.
Auch wenn man kein Fan der Beschreibung "die Führungskraft als Coach" ist, weil Coaching eine eigene Profession ist und damit als Bezeichnung dem Berufsstand vorbehalten sein sollte, bleibt Coaching orientiertes Vorgehen im Sinne einer Coaching-Haltung und in Form eines autonomie- und entwicklungsfördernden Führungsstiles äußerst sinnvoll. Für das, was die Führungskraft neben ihrer dominierenden Leistungsmanagerrolle tun kann, sollte man eher das Stichwort "entwicklungsorientierte Führung" benutzen.

Günther Mohr

Hofheim
www.mohr-coaching.de
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