Dennis Sawatzki

75 Bildkarten Veränderungsprozesse: anregen - begleiten - reflektieren. Mit 32-seitigem Booklet. Bild- und Textimpulse.

Rezension von Dr. Thomas Hanstein

3 Min.

Es war Wilma Bucci, die mit der Multiple Code Theory die Bedeutung der Bilder für das Coaching erschlossen hat. Bucci geht von drei verschiedenen „Informationscodes“ aus, mit denen der Mensch Informationen aufnimmt und verarbeitet: Sie unterscheidet eine vorsymbolische und eine symbolische Ebene. Die symbolische Ebene lässt sich nach Bucci in symbolisch-verbal und symbolisch-nonverbal differenzieren, also eine Ebene der Worte und eine der Bilder. Die drei Codes sind durch einen inneren referentiellen Prozess miteinander verbunden. Bei diesem stellen Bilder die zentrale Scharnierstelle dar, um an den eigenen inneren Bildern und ihren Bewertungen anzudocken.   

Diesen Coaching-Zugang über den Weg der Bilder wählt der Bochumer Coach und Supervisor Dennis Sawatzki. Mit 75 eindrücklichen Bildkarten und einer kurzen methodischen Anleitung für den Einsatz im Einzel-Coaching und in Gruppensettings legt er ein facettenreiches und farbenfrohes Repertoire für verschiedenste Coaching-Anliegen und -Formate vor.

Die Bildkarten sind in die drei Rubriken „Werte“, „Perspektiven“ und „Veränderung“ unterteilt. Das letztgenannte Thema stellt der Autor selbst als „semantische Klammer des Kartensets“ (methodische Anleitung, S. 2) vor. Jeder Bunt- oder Schwarz-Weiß-Darstellung ist ein Aphorismus angefügt, z.B. der Satz „Demut ist die Verneigung vor der Komplexität unserer Welt“ vor einer schönen Frühlingswiese und einem hellblauen Himmel. 

Insofern steht es dem Klienten und dem Leser frei, auf welcher Ebene – der symbolisch-nonverbalen oder symbolisch-verbalen – er sich über die Bildkarten zu seinen eigenen Assoziationen und inneren Bildern führen lässt. Sawatzki verbindet im Prinzip beide Informationscodes nach Bucci miteinander. Die Formulierungen sind dabei in aller Regel so gewählt, dass sie auf das Wesentlichste reduziert sind und nicht vom jeweiligen Stimmungsbild ablenken (nur auf wenigen Bildkarten befinden sich längere Sätze).

In der Anleitung präsentiert der Autor verschiedene Möglichkeiten des Einsatzes seines Bildkartensets. Methodisch sauber nimmt er den Leser Schritt für Schritt vom Einstieg des Einzelgesprächs, über das Commitment, die Werte- und Rollenreflexion sowie Identifizierung innerer Anteile zur Entwicklung neuer Denk- und Handlungsmuster mit. An der Kopfstandmethode oder der Ankerkarte wird die Anwendung der Bildmotive beispielhaft sehr anschaulich und nachvollziehbar. Ähnlich strukturiert verhält es sich mit den vorgeschlagenen Methoden in Gruppenformaten. Hier wird ebenso an die Kennenlernphase, die Gruppen- und Identitätsbildung, die Erwartungsabfrage, die Handlungsplanung wie an die Reflexion der Gruppenarbeit gedacht. Diese Vorschläge spiegeln, strukturiert beschrieben, die Vielfalt der Verwendung in der Begleitung einzelner und von Teams. 

Nicht nur für Coaches und Berater bieten die „75 Bildkarten. Veränderungsprozesse anregen – begleiten – reflektieren“ einen breit einsetzbaren Methodenkoffer auf dem Weg zu den inneren Bildern und neuen Perspektiven. Auch Therapeuten und Seelsorger dürften dankbar sein für diese Sammlung wertvoller Stimmungsbilder und Aphorismen. Denn immer geht es dabei um Aspekte und Fragen, die das Leben als Ganzes betreffen. In diesem interdisziplinär angelegten Ansatz liegt, neben einer überzeugenden Mischung aus Intuition und Strukturierung, die Innovation dieser Publikation. 

Fazit: Für die Bereiche und Anliegen aus Werte-, Perspektiven- und Veränderungs-Coaching bieten die 75 Bildkarten von Dennis Sawatzki einen reichen Fundus, um über die vorsprachliche Ebene Zugang zu den eigenen inneren Bildern zu bekommen. In der aktuellen Lage und Veränderung im Coaching wäre es wünschenswert, die Bildmotive auch elektronisch für Online-Formate nutzen zu können.

Dr. Thomas Hanstein

www.coaching-hanstein.de
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