Lara de Bruin

365 Fragen für die lösungsorientierte Kommunikation in Psychotherapie und Coaching. Ein Fragenfächer für Therapeuten, Berater und Coaches.

Rezension von Günther Mohr

2 Min.

Nicht ständig um das Problem zu kreisen, sondern ganz strickt in die andere Richtung, die der Lösungen, zu schauen, dies war der Ansatz, den Steve de Shazer und seine Kollegen vom Milwaukee-Institut auf der Basis von Ideen von Milton Erickson entwickelt haben. Die holländische Beraterin und Unternehmerin Lara de Bruin hat nun einen kleinen Fragenfächer mit lösungsorientierten Fragen zusammengestellt: „365 Fragen für die lösungsorientierte Kommunikation in Psychotherapie und Coaching“. Die 2019 erschienene deutsche Übersetzung des holländischen Originals von 2017 enthält Standards aus dem lösungsorientierten Repertoire wie die Wunderfrage, die Ausnahmenfrage oder auch Skalierung.  Die Fragen werden jedoch hier in guter Weise vertieft. Neben diesen Grundlagen wird die lösungsorientierte Richtung für bestimmte, schwierige Gefühlssituationen wie Niedergeschlagenheit, Wut und Angst betrachtet. Auch Situationen aus der Familie bekommen als Zielfeld für Fragen einen Platz.

Viele der Fragen dienen gut dazu, die angemessene Distanz in der Professionsbeziehung Therapie oder Coaching wiederherzustellen, weil sie die Verantwortung klar zuordnen. Einige Beispiele dazu:

  • „Angenommen, Sie wissen nun, dass sich die andere Person niemals ändern wird. Wie würde Ihnen das helfen, jetzt herauszufinden, was Sie zu tun haben?“
  • „Wie kommt es, dass Sie nicht schon längst die Flinte ins Korn geworfen haben?“
  • „An welchen Gedanken haben Sie festgehalten, von denen Sie jetzt wissen, dass es Zeit wird, sie loszulassen?“
  • „Angenommen, Sie hätten diese Unannehmlichkeiten nie erlebt, was würden Sie dann über das Leben nicht wissen, das Sie nun sehr wohl wissen?“

Etwas auffallend ist, dass über die Autoren des zugrundeliegenden Konzepts nicht berichtet wird, wie überhaupt Zitate fehlen. Auch wenn es sich hier ‚nur‘ um ein Handwerkszeug handelt, sollte doch die Würdigung von Autoren ihren Platz haben.

Fazit: Das kleine Fächermanual bietet dem Coach praktische Hilfe und Inspiration zu ressourcenorientiertem Vorgehen, z.B. wenn er in einer Situation mit einem Klienten festgefahren ist oder er sich in einer Gegenübertragungsreaktion erlebt. Natürlich gibt es auch gerade für Anfänger, die sich für das lösungsorientierte Fragen begeistern, viele Anregungen. Hier fehlt allerdings leider der theoretische Hintergrund.

Günther Mohr

Hofheim
www.mohr-coaching.de
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