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Andreas Gebhardt

101 Impulskarten zur Entwicklung der Organisationskultur: für Trainer, Berater und Coachs.

Rezension von Günther Mohr

3 Min.

Die Impulskarten vom Andreas Gebhardt stellen nachdenkenswerte Fragen zu sehr vielen Einzelaspekten der Organisationskultur. Der Autor ist Praktiker und als Jongleur auch mit filigranen Lernprozessen vertraut.   

Die Karten sind in der Arbeit mit Gruppen einzusetzen und können beispielsweise auch in einem Stand-up genutzt werden. Die Vorderseite der einzelnen Karten besteht aus dem, was die arbeitende Gruppe zu sehen bekommt, die Rückseite aus einer Beschreibung des Vorgehens des Moderators. 

Zwölf Themenfelder werden behandelt: 

  • Fehler
  • Führung/Macht
  • Lernen/Entwicklung
  • Lob/Anerkennung/Wertschätzung
  • (Selbst-)Verantwortung
  • Innovation/Mut/Kreativität
  • Vertrauen/Respekt
  • Sinn
  • Kontakt
  • Konflikt
  • Entscheidung
  • Analyseimpuls

Der Autor bringt interessante Ideen ein. Man fühlt sich zum Nachdenken stimuliert. Hier sei ein Beispiel zur Fehlerkultur aufgeführt: Eine Fußballanalogie „Ich gewinne lieber 6:5 als 1:0“ soll Hinweise auf das Erdulden von Fehlern auf dem Weg zum Erfolg geben. Ich liebe Fußballmetaphern für das Management, weil darin oft interessante Teamaspekte zum Ausdruck kommen. Aber die hier gewählte Metapher hat auch einen fraglichen Übertragungswert, da im Fußball letztlich jeder Sieg punktemäßig gleich gewertet wird, was vielleicht nicht mit einem Fortschritt in einem Unternehmen zu vergleichen ist. Sechs Kunden zu gewinnen, aber auf dem Weg fünf zu verlieren, wäre wohl nicht so gut. Für die Praxis soll in solchen Fragestellungen eine Skala entwickelt werden, was mir gar nicht so leicht erscheint. Also vielleicht besser doch ein 3:0?

Die Fragen reichen von durchaus praktischen Themen – etwa nach dem persönlichen Umgang mit Anerkennung – bis hin zu Sinnfragen des Unternehmens: „Was würde der Gesellschaft fehlen, wenn meine Organisation nicht das macht, was sie macht?“ (S. 179) 

Insgesamt liegt ein ordentlicher Vorrat an Perspektiven vor. Nicht ein einziger, sondern verschiedene theoretische Hintergründe scheinen durch, was hinsichtlich praktischer Fragen sinnvoll ist. Die Impulskarten eignen sich daher besonders gut für Menschen, die viele Themen nebeneinander assoziieren können, und weniger für jene, die eine klare Themenhierarchie bevorzugen. Etwas kritisch kann man sagen, dass manche Themen leicht in der Analysephase verbleiben und die Frage „Was dann?“ nicht so stark adressieren. 

Fazit: Insgesamt bieten die Karten viele Einsatzmöglichkeiten für die Praxis und geben sehr vielfältige Anregungen. Ganz nach dem Motto: „Gefahr erkannt, Gefahr gebannt.“ Aus systemischer Perspektive ist ohnehin eine eindeutige Richtung für Lösungen schwierig. 

Günther Mohr

Hofheim
www.mohr-coaching.de