Willem Lammers

Worte wirken Wunder: Selbstcoaching mit Logosynthese. Maienfeld: ias Verlag.

Rezension von Dr. Christine Kaul

3 Min.

Mit seinem Vorgängerwerk "Logosynthese - Triffst Du nur das Zauberwort" zielte Lammers auf eine professionelle Leserschaft, also Coachs, Therapeuten und Berater. Hier nun legt er sein Modell der begleiteten Veränderung und seine praktische Umsetzung für ein breiteres, nicht fachliches Publikum vor: Also für Menschen, die bei bestimmten Fragestellungen im Nachdenken über sich selbst und im Dialog mit sich selbst zu Antworten kommen wollen. Denn - so erläutert Lammers - der bestmögliche Coach ist bereits in uns vorhanden: das Selbst, die "Essenz". Von hier lässt sich eine eigene, persönliche, tiefere Wahrheit erkennen. Eine Wahrheit, die auf der individuellen Geschichte beruht.
Sein Modell findet eine Basis in Viktor Frankls Logotherapie und Roberto Assagiolis Psychosynthese; neu ist vieles nicht an Lammers Theorie, aber in dieser Zusammenführung sorgt der Autor für erhellenden Momente schon allein bei der Lektüre. Logosynthese fördert persönliches Wachstum durch Achtsamkeit auf die inneren Dialoge, die unsere Entscheidungsprozesse begleiten. Dadurch wird es möglich, die "Stimmen" der Vergangenheit von denen unserer Gegenwart zu unterscheiden, ebenso die "inneren Stimmen" von den äußeren Einflüssen (Stimmen), die auf uns einwirken.
Vier Aspekte umfasst Coaching durch das Selbst: (1) die Grundhaltung der Neugier und Geduld. (2) Die Fokussierung auf eine Aufgabe; dies hilft, die "Salami der Probleme in leichter verdauliche Scheibchen zu schneiden". (3) Die Sätze und Wörter, die zur Beschreibung der Aufgabe verwendet werden und (4) deren Wirkung . Die Versprachlichung (der zentrale Aspekt des Modells) bringt den Veränderungsprozess in Gang. Als Fünftes folgt die Umsetzung.
Die einzelnen Schritte eines logosynthetischen Selbst-Coaching sind mit Beispielen veranschaulicht, wobei vor allem Lesefreude bereitet, dass diese Fallschilderungen unspektakulär und ohne psycho-dramatische Inszenierung dargestellt sind. Lammers beschreibt Anwendungsfelder wie Ängste, destruktive Schamgefühle, Beziehungsstörungen, schädliche Gewohnheiten, aber auch körperliche Derivate von Internalisierungen, die im Selbst-Coaching erarbeitet werden können. Tipps und Tricks, wie der Einstieg ins das logosynthetische Arbeiten mit sich selbst leichter gelingen kann und Stolpersteine auf dem Weg zum Erfolg aus dem Weg geräumt werden können, runden Lammers Buch ab - mit andern Worten: Der Autor hat an alles gedacht, was dem Lesenden Zugang zum Modell und zur praktischen Umsetzung ermöglicht.
Lesern und Leserinnen, die keine Berührungsängste mit Modellen haben, deren Quellen auch außerhalb wissenschaftlich belegbaren Feldern liegen, kann das Buch viele Anregungen geben, mit Alltagsproblemen umzugehen. Aber der Autor macht auch immer wieder deutlich, dass Selbst-Coaching nicht in jedem Fall anzuraten ist. In vielen Fragestellungen sei es besser, sich der Kompetenz und Erfahrung von Fachleuten anzuvertrauen. Während Logosynthese eine gut geübte alltägliche Praxis werden kann, sind die schwierigen Fragen allemal besser bei professionellen Coachs aufgehoben.

Dr. Christine Kaul

willkommen@kaul-coaching.de
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